„Jeder Mensch ist ein Künstler“, „Alle sind gleich“, „We, the people“ – eine Gruppe von Künstler*innen setzen während des Lockdowns diese Mottos in die Praxis um, indem sie einen Raum schaffen, wo jede*r mit ihnen gemeinsam kochen und essen kann. „Ada_kantine“ wurde so zu einer Alternative zu den institutionalisierten Versammlungen wie lokalen Parlamenten oder Theatern – Institutionen, die, obwohl sie innerhalb einer gegebenen Gemeinschaft für die Gemeinschaft gegründet werden, oft von dieser distanziert bleiben. „Das Theater“ ist Teil des Langzeitprojekts „Nach dem Ende der Versammlung“, in dem sich die Performancegruppe andpartnersincrime mit neuen Formen der Versammlung auseinandersetzt.
In ihrem Buch über öffentliche Versammlungen hinterfragte die Philosophin Judith Butler die Bedeutung der ersten Worte der US-amerikanischen Verfassung: „We, the people“ wurde zum Motto für eine demokratische Welt, in welcher institutionelle Demokratie die politische Hauptidee und Grund zur Selbstgefälligkeit ist. Was heisst aber „wir“ und woraus besteht diese angedeutete Pluralität? Deren Mehrdeutigkeit hinterfragen die Künstler*innen von andparnersincrime (sind sie noch Künstler*innen?) durch eine soziale Praxis, die uns zur Diskussion einlädt. Sind wir bereit, uns darauf einzulassen, oder ziehen wir es vor, dass alles wieder zur Normalität zurückkehrt, wenn diese Zeiten vorbei sind? Diese und noch andere Fragen haben wir mit Julia Novacek, Video- und Performance-Künstlerin sowie Mitglied des Künstler*innen-Zusammenschlusses andpartnersincrime, diskutiert.
Das Webinar Theater und Communitas wurde im Rahmen des SNF-Forschungsprojektes Krise und Communitas organisiert und am 11. März 2021 um 16 Uhr durchgeführt.