«Eine performative Kunst des Kollektiven ist eine Kunst von und in Zerstreuung – eine wesentliche distributive Kunst, und dies sowohl dort, wo Performances auf den Spuren von Happening, Aktionskunst oder situationistischer Intervention die zeitliche und räumliche Integrität der Museumspräsentation und Theateraufführung aufreissen, die Szenen der Ausstellung und der Aufführung verlassen, als auch dort, wo sie Ausstellungs- und Aufführungsformate modifizieren.» (Die Kunst des Kollektiven, S. 14.)
So definiert Kai van Eikles den Begriff einer performativen Kunst des Kollektiven in seinem Buch «Die Kunst des Kollektiven. Performance zwischen Theater. Politik und Sozio-Ökonomie». Ein Kollektiv sei «weder notwendig eine Gruppe, die der Vielzahl ihrer Mitglieder eine institutionelle Einheit überstülpt, noch braucht es intensive emotionale Bindungen oder eine starke Gemeinschaftsimagination», schreibt er. In seinem 2013 veröffentlichten Buch untersucht er lose, schwarmartige Kollektivdynamiken. Indem er diese zerstreute(n), sich durch Distanzen und Nachlässigkeiten organisierende(n) Kollektivität(en) in künstlerischem, politischem und ökonomischem Agieren betrachtet, versucht er, das «Zusammen» des Zusammenslebens neu zu bestimmen.
In seiner Keynote, die Kay van Eikels am 7. November 2015 auf der Konferenz “Theater trifft Aktion. Neue Bühnen der Subversion” im Schauspiel Dortmund gehalten hat, spricht er über Strategien des Handelns, über die aktive Banausie, das Kümmern, die Langeweile, das «Als ob» sowie über aktivistische Versammlungen wie den transnationalen Kongress «The Art of Being Many». Diese Strategien des Handelns verortet er im Kunst-Machen, das Kunst-Rezipieren, das An-Kunst-Partizipieren oder das In-Kunst-verwickelt-Werden. Sie organisieren ein Geniessen, das Konzepte des Ästhetischen in eine bestimmte Form bringen soll, das aber auch in partizipatorischen und interventionistischen künstlerischen Arbeiten keineswegs formlos bleibt.
Die Keynote ist als überarbeitete und gekürzte Textfassung auf der Plattform Nachtkritik publiziert. Der Text ist Bestandteil der Publikation Theater trifft Aktion – Ein Update zum Verhältnis von darstellender Kunst und Aktivismus.