Idiorrhythmie

In seiner «das Magazin»-Kolumne fragt Kurator Hans Ulrich Obrist danach, wie ein Leben nach dem «Lockdown» aussehen könnte, das einerseits mit der grösst möglichen Distanz zu anderen Menschen geführt werden, andererseits dennoch ein Leben in Gemeinschaft zu lassen sollte. Eine mögliche Antwort halte, so Hans Ulrich Obrist, möglicherweise der Theoretiker und Schriftsteller Roland Barthes bereit, der in seiner Vorlesereihe «Wie zusammen leben» 1976 am Collège de France den Begriff der Idiorrhythmie anhand des des Klosterlebens auf Berg Athos in der Ägäis entwickelte. Dort hatte sich eine Form der Einsiedelei herausgebildet, die es jedem Mönch erlaubte, sein Leben nach seinem eigenen (idios) Rhythmus zu führen, ihn aber in eine Gemeinschaft mit klaren Strukturen einband.

www.dasmagazin.ch/2020/05/22/idiorrhythmie/